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                                             „Wir sind ein Heimatverein  -   Ein Besuch bei der SG Schöneiche


Manfred „Manne“ Geisler ist alles andere als ein Lautsprecher. Still und zurückhaltend gibt er sich, bedächtig ist seine Wortwahl. Doch wenn er von seinem Heimatverein, der SG Schöneiche, spricht, blitzen seine Augen stolz unter den buschigen Augenbrauen hervor. Der 68-jährige ist nicht nur der erste Vorsitzende, sondern auch eine Art Urgestein des kleinen Handballvereins aus der Gemeinde Zossen, ca. 50 km südlich von Berlin gelegen. Bis weit über 50 war er als Spieler in der ersten Männermannschaft aktiv, erlebte alle Höhen und Tiefen mit und kann auch heute, bei gelegentlichen Altherren-Turnieren, nicht die Hand vom runden Leder lassen. Dass dieser Verein in der Umgebung einen guten Ruf besitzt, ist zu einem großen Teil auch ihm zu verdanken. Dabei ist die SGS - nicht nur auf den ersten Blick - genau das, was oftmals abwertend als „Dorfverein“ bezeichnet wird. Doch daraus machen Geisler und seine Mitstreiter auch keinen Hehl, „auch wenn ich die Bezeichnung ,Heimatverein’ bevorzuge“, wie der Handball-Veteran lachend gesteht.







                                    

                                    


                                                                                                             Der Stolz des Vereins – das Vereinsgelände Foto: Verein

Die Anfänge des organisierten Schöneicher Handballsports reichen bis in das Jahr 1949 zurück. Mit dem erst kürzlich verstorbenen Erwin Rust als ersten Vorsitzenden an der Spitze, wollten die Schöneicher den umliegenden Ortschaften, die schon länger Handballteams hatten, endlich Paroli bieten. Kurioserweise war das erste Team des neuen Vereins, das am Punktspielbetrieb teilnahm, eine Frauenmannschaft. Zwar brach diese Truppe nur wenige Jahre später wieder auseinander, doch im Männerbereich hat sich die SGS im Laufe der Jahrzehnte zu einer kleinen aber festen Größe im Lokalsport entwickelt, trotz oder gerade wegen der unmittelbaren Nähe zu den größeren und ambitionierten Vereinen Lok Rangsdorf und MTV Wünsdorf. Denn im Gegensatz zu diesen ist die Sportgemeinschaft ein reiner Handballverein geblieben und lebt nach wie vor von seiner familiären Atmosphäre. Dass dabei aber auch regelmäßig die Grenzen des Machbaren erreicht werden, liegt auf der Hand. „Vor allem im personellen Bereich hatten wir immer wieder mal bedrohliche Situationen zu meistern“, weiß Wolfgang Kasubke, der als Teammanager auch die Federführung über die Vereins-Chronik inne hat, zu berichten. Besonders in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung habe es in dieser Hinsicht große Probleme gegeben, zeitweise sei man nur zu sechst zu den Punktspielen gefahren. Auch im Nachwuchsbereich waren die Kapazitäten stets eng begrenzt. Während es zu DDR-Zeiten regelmäßig Nachwuchs-Teams gab, hat man dies nach der Wende erst ganze zweimal geschafft. Beide Versuche waren in ihrer Dauer zudem sehr übersichtlich. Doch um diesen Missstand endlich zu beheben, ist der Verein im letzten Jahr in die Offensive gegangen und hat in mehreren Kindergärten Werbung in eigener Sache gemacht. Aus dieser Aktion ist ein E-Jugendteam entstanden und diesmal haben die Vereinsverantwortlichen angesichts der zahlreichen Neueintritte die nicht unberechtigte Hoffnung, die Nachwuchsarbeit langfristiger gestalten zu können. Im Männerbereich konnte der fehlende Nachwuchs zum großen Teil durch Familieninterne Lösungen kompensiert werden. Keeper Thomas Sitek teilte sich bis vor drei Jahren seinen Platz im Kasten noch mit seinem Vater Wolfgang, die Brüder Christian und Mathias Große beackern die linke und die rechte Außen-bahn und auch der Enkel von Geisler, Dennis Ehmke, hat sich zu einem wichtigen Rückhalt der Mannschaft entwickelt. Das beste Beispiel sind aber die drei W´s: Routinier Peter Werner und seine Söhne Pascal und Steven. (Abb.) Gemeinsam ist das Trio regelmäßig an einem Großteil der Schöneicher Tore beteiligt. „Es ist schon was Besonderes, mit den eigenen Söhnen zusammenzuspielen, da ist es dann leicht zu verschmerzen, von ihnen auch mal zusammengestaucht zu werden, wenn ich einen schlechten Pass geworfen habe“, gesteht das Familien-Oberhaupt lachend. Doch Jürgen Linzel, zweiter Vereinsvorsitzender, verweist darauf, dass auch auswärtige Neuzugänge mit offenen Armen empfangen wurden und sich rasch einleben konnten.







                 

                


 

                                                                                Die drei Werner: Vater Peter (Mitte) mit seinen Söhnen Pascal und Steven Foto: Verein

Vom letzten „Neuling“ Christopher Ewald, der bereits in mehreren Vereinen in der Umgebung gespielt hat, ist nach der letzten Auswärtsfahrt sogar der Satz überliefert, so etwas wie bei Schöneiche hätte er noch nicht erlebt – und das natürlich im positiven Sinne. Überhaupt hat man angesichts der überschaubaren Mitgliederanzahl in den letzten 20 Jahren beachtliches erreicht. Die SGS residiert auf einem kleinen, aber feinen Vereinsgelände, das neben einem Vereinsheim ein Handballfeld, zwei Tennisplätze, einen Volleyballplatz und eine Eis-Bahn umfasst. „Das wurde alles zum großen Teil in Eigenregie geschaffen und wird heute auch mit eigenen Kräften noch in Schuss gehalten“, betont Geisler. (Abb.) Besonders rege ist auch das Vereinsleben außerhalb des Punktspielbetriebes. Regelmäßig werden vom Verein Turniere im Sommer und im Winter ausgerichtet, die Vereinsfreundschaft zum BSC Motor Rochlitz wird mit mehreren gegenseitigen Besuchen aktiv gepflegt, und da viele Handballer auch im örtlichen Karnevalsverein und der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sind, nimmt die SGS eine Art Dreh- und Angelpunkt im Dorfgeschehen ein. In sportlicher Hinsicht sind die Leistungen ebenso wenig nicht zu verachten. Seit 1999 ist die Männermannschaft auf Landesebene vertreten und zwar in der Landesliga Süd/Ost. Die größten Erfolge waren der Staffelsieg 2001/2002 und der Einzug ins Achtelfinale des Landespokals in dieser Spielzeit. Dabei besitzt der Verein nicht mal eine eigene Halle. In der Anfangszeit mussten die Heimspiele sogar in Potsdam ausgetragen werden, was für die frühen fünfziger Jahre eine halbe Weltreise bedeutete. Danach war die heutige Erwin-Benke-Sporthalle in Rangsdorf über viele Jahre die sportliche Heimstätte. Mittlerweile werden die Heimpartien im benachbarten Mittenwalde, in der dortigen Mehrzweckhalle, ausgetragen und nach einiger Anlaufzeit werden die Ränge derzeit von einer großen und treuen Anhängerschar bevölkert, die mit mehreren Trommeln für eine entsprechende Stimmung sorgt. Bei Auswärtsspielen werden deshalb auch regelmäßig Bustouren für die Fans organisiert. Sowohl was die Mannschaft als auch die Fans angeht, habe man endlich wieder eine gesunde Mischung aus Jung und Alt gefunden, „das gibt Hoffnung für die Zukunft“ berichtet Kasubke. Und auch wenn man in der laufenden Saison den sportlichen Zielen etwas hinterherläuft (derzeit belegt die SGS nur den achten Tabellenplatz), würde sich der Verein beim jetzigen Stand der Entwicklung nicht vor größeren Ambitionen zurücknehmen. Natürlich müssten die Rahmenbedingungen stimmen, sowohl finanziell als auch sportlich. „Wenn wir noch den einen oder anderen Sponsoren finden und noch zwei bis drei Neuzugänge begrüßen könnten, würde sich keiner von uns gegen einen Aufstieg in die Verbandsliga wehren“, ist sich Vereinsoberhaupt Geisler sicher.

André Kasubke

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